Presseartikel Pforzheimer Zeitung "Erste Hilfe für die Seele"

Wir veröffentlichen den Pressebericht aus der Pforzheimer Zeitung vom 18. September 2007. Wir finden diesen Artikel als sehr gelungen und freuen uns, dass unsere Einsatztätigkeit auch mal aus anderen Gesichtspunkten dargestellt wird:


Erste Hilfe für die Seele
Im Kreis Calw leisten Pfarrer bei Unfällen Notfallseelsorge - Auch Einsatzkräfte müssen Erlebtes verarbeiten

KREIS CALW. Schwere Unfälle - wie jüngst im Bad Wildbader Meisterntunnel - belasten Einsatzkräfte oft nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Seit dem Jahr 2000 kümmern sich die Kirchen im Kreis um die Notfallseelsorge.


„Das war eine ganz dramatische Sache", erinnert sich Einsatzleiter Thomas Gischer, stellvertretender Feuerwehrkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bad Wildbad.


Er und die teilweise sehr jungen Einsatzkräfte waren im Einsatz, als ein 21-jähriger Renault-Fahrer im Bad Wildbader Meisterntunnel mit seinem Auto zu Tode kam (PZ hat berichtet). Sie hätten Bilder gesehen, bei denen alle zunächst tief schlucken mussten, erinnert sich Gischer. Und er habe gemerkt, wie schwer die ganze Sache für einige Leute gewesen sei. Daher habe er sich entschieden, bei der Leitstelle anzurufen und einen Notfallseelsorger anzufordern. Der Calmbacher Pfarrer Gottfried Löffler sei schließlich zu ihnen in den Tunnel gekommen.


„Kein falsches Heldentum"


„Wir haben Kameraden, die sensibel sind, andere sind erfahrener und wieder andere lassen so etwas nicht an sich herankommen", sagt Gischer. Bei so vielen unterschiedlichen Charakteren sei es unerlässlich, eine Person vor Ort zu haben, die sich um die Leute kümmert und mit ihnen das Gespräch sucht. „Wichtig ist, dass kein falsches Heldentum entsteht und die Einsatzkräfte ehrlich zu sich und ihren Gefühlen sind", so Gischer.

Er ist überzeugt, dass Pfarrer grundsätzlich für die Aufgabe „Notfallseelsorge" geeignet sind und ein so einschneidendes Erlebnis gut begleiten können. „Ein Pfarrer findet ganz andere Worte und geht auch mit dem Thema Tod ganz anders um", sagt er. Gottfried Löffler sei im Tunnel für einige Feuerwehrleute eine echte Hilfe gewesen. Das habe man gesehen und manche hätten es sogar gesagt.

Seit Ende der 90er-Jahre gibt es ein Abkommen, das die Kirche dazu verpflichtet, Notfallseelsorge anzubieten und zu organisieren. „Den Impuls für eine flächendeckende Notfallseelsorge hat das ICE-Unglück im Juni 1998 bei Eschede in Niedersachsen gegeben", erinnert sich der Arnbacher Pfarrer Traugott Maisenbacher, der den Dienst im Kirchenbezirk Neuenbürg koordiniert. Im Jahr 2000 sei die Notfallseelsorge im Kreis Calw eingeführt worden. Und die Organisation verteile sich auf die Kirchenbezirke Calw, Nagold und Neuenbürg. „Wir haben einen Piepser und machen wochenweise Dienst", sagt er. Üblicherweise kommen er und seine Kollegen bei Suiziden, plötzlichen Todesfällen von Kindern und jungen Menschen, Bränden oder bei der Überbringung von Todesnachrichten zum Einsatz. Ansonsten werden die Pfarrer je nach Bedarf gerufen - so, wie bei dem Unfall im Meisterntunnel.


„Menschliche Nähe ist wichtig"


Vor Ort heißt es laut Maisenbacher dann: Beim Einsatzleiter melden und sich möglichst schnell einen Überblick verschaffen. Die Aufgaben eines Notfallseelsorgers seien oftmals ganz praktischer Natur. „Wir begleiten auch mal jemanden auf die Toilette", sagt Pfarrer Maisenbacher. Ein allgemeingültiges Rezept, in Unglücksfällen die richtigen Worte zu finden, gebe es nicht. „Der Umgang mit Tod und Trauer ist zwar unser Beruf, aber genau da liegen auch unsere Grenzen", so Maisenbacher. Wichtig sei die menschliche Nähe, das Zuhören und auch Zupacken. Und Thomas Gischer bestätigt: „Die Notfallseelsorge ist wichtig, wir sind keine Roboter oder Maschinen." Man müsse auch die „harten Jungs" dazu bewegen, zu erzählen.

Erstellt von: Yvonne Kunadt

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